Verleihung der Bremer Auszeichnung für Baukultur am 14. Juli 2022
Hans-Albrecht Schilling
Donnerstag, den 14. Juli 2022
Obere Rathaushalle
Am Markt 21
28195 Bremen
Am Donnerstag, den 14. Juli 2022 wurde in der Oberen Rathaushalle die Bremer Auszeichnung für Baukultur an den Bremer Künstler und Farbgestalter Hans-Albrecht Schilling verliehen. Der Preis wurde zum vierten Mal gemeinsam vom Bremer Zentrum für Baukultur und dem Bremer Bauressort vergeben. Pandemiebedingt musste die Verleihung seit 2020 mehrfach verschoben werden, so dass nun für den inzwischen verstorbenen Geehrten seine Frau Doris Schilling den Preis aus den Händen von Staatsrätin Gabriele Nießen, die die verhinderte Senatorin Maike Schaefer vertrat, und dem Vorsitzenden des Bremer Zentrums für Baukultur Wolfgang Hübschen entgegen nahm.
Nach Eröffnungsreden durch den Vorsitzenden des Bremer Zentrums für Baukultur Wolfgang Hübschen und der Staatsrätin Gabriele Nießen wurde die Bremer Auszeichnung für Baukultur an Frau Schilling übergeben. Im Anschluss daran würdigte Prof. Dr. Eberhard Syring in einer Laudatio den Preisträger Hans-Albrecht Schilling posthum und hob dessen schöpferische Leistung und Verdienste hervor. Frau Schilling antwortete auf die Laudatio im Namen ihres verstorbenen Mannes. Für einen stimmungsvollen musikalischen Rahmen bei der Veranstaltung zur Verleihung der Bremer Auszeichnung für Baukultur sorgten Ed Kröger & Gäste.
Über das Werk von Hans-Albrecht Schilling
Als junger Künstler wurde Hans-Albrecht Schilling 1954 für die Farbgestaltung der Gartenstadt Vahr und später der Neuen Vahr engagiert. Zu dieser Zeit gab es wenige Vorbilder für diese spezialisierte Form der gestalterischen Arbeit, sodass Hans-Albrecht Schilling zu einem Pionier in diesem Tätigkeitsfeld avancierte. Schilling ist es dabei wichtig zu betonen: „Farbe ist keine Zutat zur Architektur, sie ist ein Element der Baukunst.“ Dennoch wird sie häufig als reines Verzierungselement missverstanden. Im Laufe der Jahre entwickelte Schilling ein übergreifendes Konzept zur Nuancierung von Farbtönen, der Gewichtung von Weiß- und Farbanteilen an unterschiedlichen Baumassen sowie eine ausführliche eigene Farbpalette, die auf den Einsatz an Gebäuden abgestimmt ist. Gerade die übergreifenden Aspekte stehen im Mittelpunkt des seines Denkens: „Was mich immer interessiert hat, ist der städtebauliche Zusammenhang, der durch Farbe akzentuiert wird.“ Neben den psychologischen Effekten sprechen dabei auch praktische Gründe für den Einsatz von Farben in Architektur und Städtebau von Großwohnanlagen. Eine durchdachte farbliche Gestaltung kann architektonische Elemente oder Details betonen, Quartiere und eine Adressbildung schaffen, Orientierung im Straßenraum geben, um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei sieht Schilling die farbliche Gestaltung als einen fortlaufenden und nicht endenden Prozess in den sich stetig verändernden Siedlungen. Sie folgt nicht in erster Linie Moden oder Geschmacksfragen, vielmehr stehen die Anpassungen häufig in Zusammenhang mit baulichen Maßnahmen und sind abhängig von veränderten Umgebungsfaktoren wie beispielsweise dem wachsenden Grün im Außenraum, auf die der Farbgestalter Rücksicht nehmen muss. Eine gute farbliche Gestaltung kann dabei Probleme wie Eintönigkeit der Siedlungen, Vandalismus oder Angsträume verringern helfen.
Aus dieser stetig wachsenden Expertise heraus wurde Schilling bald überregional zu einem anerkannten Fachmann und arbeitete an vielen neuen Siedlungen der 1950er, 1960er und 1970er Jahre im gesamten Bundesgebiet. Neben den Siedlungen gestaltete Hans- Albrecht Schilling auch die Inneneinrichtungen von Krankenhäusern, Schulen oder anderen öffentlichen Gebäuden. Ab den 1980er Jahren verschob sich der Schwerpunkt seiner Tätigkeit von Neubauten hin zu Sanierungen. Er verfeinerte sein gestalterisches Grundkonzept und entwickelte eigene Entwürfe weiter, beispielsweise in der Neuen Vahr, oder wurde zur Sanierung älterer Siedlungen hinzugerufen. Nach der Wiedervereinigung war er verstärkt auch in Ostdeutschland und hier vor allem in Berlin aktiv. Dies beinhaltete auch weitergehende Sanierungsaufgaben, die über reine Fassadengestaltung mit Farben hinausging, wie der Verbesserung von Eingängen oder Balkonanbauten. Auch bei denkmalgerechten Farbrekonstruktionen, unter anderem von Siedlungen aus den 1920er Jahren in Berlin (exemplarisch ist hier die Siedlung Carl-Legien von Bruno Taut zu nennen, welche heute als Weltkulturerbe anerkannt ist) und Magdeburg, wurde Hans-Albrecht Schilling als Berater hinzugezogen. Bei seinem jüngsten Projekt, der Umgestaltung einer ehemaligen Kaserne zu einem Tagungszentrum, war er für das gestalterische Gesamtkonzept verantwortlich.
Über die Festschrift
Das Buch stellt das Leben und Werk Hans-Albrecht Schillings anhand eines ausführlichen Textes von Eberhard Syring auf Basis mehrerer Interviews dar. Reprints eigener Texte von Hans-Albrecht Schilling aus den 1950er Jahren dokumentieren die zeitgenössische Sichtweise auf seine Arbeit. Ein Spaziergang im Austausch mit Bewohner*innen der Neuen Vahr gibt einen gegenwärtigen Blick auf das Werk und weitere Beiträge beleuchten seine Arbeitsweise sowie seine Projekte im Berlin der Nachwendezeit. Ergänzt wird das im Schünemann Verlag erschienene Buch durch ein Werkverzeichnis. 250 aktuelle und zeitgenössische Fotos sowie Auszüge aus seiner umfangreichen, selbstentwickelten Farbpalette komplettieren das Werk. Es erscheint mit drei Einbandvarianten in unterschiedlichen Farben.