WOHNUNGSBAU + BAUEN IM BESTAND = X

IMPULSE VON HILD UND K

Mit dem durch den BDA Preis Bremen 2022 ausgezeichneten „Grünen Haus am Hohentorsplatz“ sind Hild und K in der Hansestadt angekommen. Die selbst kuratierte Ausstellung, die vom 9. Juni bis 4. Juli im Bremer Zentrum für Baukultur zu sehen sein wird, soll nun den Dialog mit den Architekturinteressierten der Stadt fortsetzen. Ein raffiniert inszenierter Lesesaal gibt Einblicke in die praktische wie theoretische Arbeit in den Bereichen „Wohnen“ und „Bauen im Bestand“, ebenso wie der begleitende BDA Werkvortrag. Andreas Hild, Dionys Ottl und Matthias Haber möchten ihre langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet mit der architekturinteressierten Öffentlichkeit teilen, unter anderem um Impulse für eine künftige Kultur des „Wohnungsbaus im Bestand“ zu setzen. Denn obwohl soziale Gründe, wie der aktuell dramatische Mangel an bezahlbaren Mieteinheiten, und ökologische Gründe, wie Klimawandel und Ressourcenknappheit, dies dringend nahelegen, nutzt insbesondere der geförderte Wohnungsbau bislang nur zu einem rudimentären Anteil bestehende Strukturen.

Die Haltung des Büros Hild und K fasst Geschäftsführer Matthias Haber zusammen: „Der Bestand an Wohngebäuden in Deutschland ist zu einem Großteil in den drei Jahrzehnten nach 1950 entstanden und damit überwiegend sanierungsbedürftig. Er spielt also eine entscheidende Rolle für die von der Bundesregierung bis 2045 angestrebte Klimaneutralität wie auch für das Schaffen von neuem Wohnraum. Konträr zum politisch gesteckten Ziel von 400.000 pro Jahr zu errichtenden Wohnungen wurden in den vergangenen Jahren jeweils ca. 1,9 Mio. Quadratmeter Wohnfläche und ca. 7,5 Mio. Quadratmeter teils umwandelbare Nutzfläche abgerissen, während 2021 der Neubau von nur ca. 280.000 Wohnungen erreicht wurde. Und das, obwohl hierzulande täglich ca. 60 ha Landschaft bebaut werden. Das entspricht einem Einfamilienhaus pro Minute, mit den bekannt katastrophalen Folgen für die Ökologie.

Auf der anderen Seite konzentriert man sich bei den Bestrebungen, die Treibhausgasemissionen zu senken, auf die jeweiligen Stichtage für bestimmte technische Maßnahmen. Dabei geraten langfristige Kalkulationen in den Hintergrund, die auch den Energieaufwand der Sanierungsmaßnahme, die Auswirkungen auf den Lebenszyklus und insbesondere alle anderen Aspekte einer sinnvollen Entwicklung des Gebäudes im Blick behalten. Die Nutzung der den Wohnungsbaugebieten der 1950er bis 1980er Jahre immanenten Flächenpotentiale spielt in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle. Durch Anbauen, Aufstocken, Weiterbauen und Umbauen kann der Bestand nicht allein erhalten und erweitert werden, es können auch bestehende Defizite behoben werden. Die betreffenden Siedlungen wurden nach den in der Charta von Athen 1933 formulierten Ideologien der Moderne errichtet. Ihnen fehlen zumeist Nutzungs-mischungen und -angebote, räumliche Fassungen der öffentlichen Räume, Hierarchien von Räumen und eine übergeordnete Vernetzung der Mobilitäts- und Freizeitangebote. Der „Wohnungsbau im Bestand“ bietet eine Chance, wertvolle Substanz nicht nur zu erhalten und zu erweitern, sondern zugleich maßgeblich aufzuwerten.“

Eine Veranstaltung im Rahmen der Architekturzeit 2023 in Niedersachsen und Bremen vom 12. bis 25. Juni 2023.

Begleitveranstaltungen:

  • WOHNUNGSBAU + BAUEN IM BESTAND = X
    HILD UND K
    BDA-Werkvortrag am 29. Juni 2023 ab 19:00 Uhr im Cinema Ostertor mit Matthias Haber, Hild und K Architekten. INFO
  • Diskussionsabend am 03. Juli 2023, 19:00 Uhr, im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5, 28195 Bremen
    mit Matthias Haber (Hild und K Architekten), Johann Christian Plagemann (GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen), Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther (Freie Hansestadt Bremen), Luisa Ropelato (Architects for Future), Jens Lütjen (Robert C. Spies Immobilien) und Prof. Daniela Konrad (Hochschule Bremen, Moderation). INFO